Breimanns Blog

Ist das Kunst?

Skulpturen aus Grün

28.09.2025
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Inspi
kunst

Inspiration passiert im Dialog

Letztens war ich in einem Park in Belgien, wo sich perfekt geschnittene Eibenskulpturen aneinanderreihen wie stille Wächter. Faszinierende Formen, starke Akzente – und wie aufmerksame Leserinnen und Leser dieser Seiten wissen: Ich liebe Eiben!

Es war nicht nur ein schöner Anblick – es war vor allem ein Moment der Inspiration.
Und die ist für meine Arbeit so wichtig wie Luft zum Atmen.

Aber wo kommt sie her?

Inspiration entsteht nicht im luftleeren Raum. Sie entsteht im Dialog. Mit anderen Menschen, mit Orten, mit dem, was war – und dem, was sein könnte. So wie ein guter Koch nicht auf einer einsamen Insel lernt, wie man ein Festmahl zaubert, sondern im Austausch mit anderen – mit anderen Köchinnen, anderen Zutaten, anderen Kulturen.

Genauso funktioniert Landschaftsarchitektur. Und wahrscheinlich jedes schöpferische Handwerk. Man beobachtet, man spricht, man experimentiert. Und manchmal sitzt man einfach nur in einem Park in Belgien und nimmt etwas mit – nicht im Koffer, sondern im Kopf.

Eiben, die ein Gebäude zum Sprechen bringen

Dieser Ort hat mich einmal mehr daran erinnert, welche starke Wirkung formschön geschnittene Eiben entfalten können. Man sieht es sofort: Sie geben dem Ensemble Haltung, Spannung, Rhythmus. Sie sind wie musikalische Pausen in einer Partitur – ohne sie wäre alles gleichförmig.

Frisch geschnitten, hart in der Kante, stehen sie da wie Skulpturen. Acht Monate lang behalten sie ihre Form, dann treiben sie neu aus. Im Frühjahr bekommen sie einen zarten Flaum, dann kommt der nächste Schnitt – Juni, Juli – fertig.
Einfach. Und doch wirkungsvoll.

Es ist genau dieser Kontrast, der zählt. Zwischen Architektur und Natur. Zwischen Glas und Grün. Zwischen Statik und Lebendigkeit.
Die Eibenwürfel verleihen dem Ort Tiefe. Sie geben ihm eine Dramaturgie. Ohne große Worte.
Aber mit großer Wirkung.

Kunst oder NICHT KUNST ODR FALSCHE FRAGE?

Und dann ist da noch diese Frage, die einem immer wieder gestellt wird: Ist das eigentlich Kunst?

Eine bekannte Galeristin hat sich einmal richtig darüber aufgeregt, dass man so etwas wie meine geliebten Eibenwürfel „Skulpturen“ nennt. Das sei doch der Kunst vorbehalten.
Und ja – vielleicht ist Gartenkunst keine Kunst im klassischen Sinn. Aber sie ist angewandte Kunst. Eine schöpferische Disziplin. Wir erschaffen Dinge, die Menschen berühren. Räume, die sich öffnen. Orte, an denen man leben möchte.

Architektur ist streng genommen auch keine Kunst. Aber niemand käme auf die Idee, einem guten Architekten seine Kreativität abzusprechen. In der Gartenkunst ist es ähnlich. Wir gestalten nicht für die Ewigkeit eines Museums, sondern für das Leben. Für den Blick aus dem Fenster. Für das Licht am Abend. Für den Moment, wenn ein Gebäude durch das richtige Grün seine Bühne bekommt – sein perfektes Passepartout.

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