Breimanns Blog

Nopal

Kaktus mit Symbolkraft

03.10.2025
Cover

… und ein echter Überlebenskünstler.

Auf Mallorca habe ich kürzlich ein beeindruckendes Exemplar einer Opuntia ficus-indica umgepflanzt. Das gute Stück ist mindestens 150 Jahre alt, knorrig, fast baumartig gewachsen, mit hartem, verholztem Stamm und leuchtend gelb-orangenen Früchten, den Kaktusfeigen. Eine Pflanze, die sich perfekt einfügt zwischen Olivenbäumen und Trockensteinmauern.

Anpassung als Prinzip

Die Opuntie braucht nichts. Kein Wasser, keinen Dünger, keine Pflege. Sie wächst in steinigen Böden, kommt mit Hitze und Trockenheit problemlos zurecht. Ihre paddelförmigen Glieder – auch „Biberschwänze" genannt – sind keine Blätter, sondern wasserspeichernde Sprosse. Die eigentlichen Blätter sind zu winzigen Glochiden reduziert: feine, widerhakige Stacheln, die man kaum sieht, aber deutlich spürt.

Besonders hinterlistig ist die Frucht, die Kaktusfeige oder Tuna: Wer sie unvorsichtig anfasst, hat die feinen Stacheln tagelang in der Haut. Eine juckende Angelegenheit.

Die Opuntia ficus-indica blüht gelb, orange oder rot. Essbar ist nicht nur die daraus entstehende Kaktusfeige, sondern auch die jungen Triebe, die Sprosse – die „Biberschwänze". In der ursprünglichen Heimat der Pflanze gehören sie zur traditionellen Küche.

Herkunft: Mexiko

Opuntia ficus-indica stammt ursprünglich aus Mexiko. Dort nennt man sie Nopal. Die jungen Triebe werden gegrillt oder gekocht als Gemüse verzehrt. Die süßen, vitaminreichen Früchte sind eine obstähnliche Delikatesse. Der Nopal gilt als entzündungshemmend, nährstoffreich und vielseitig.

Übrigens: Alle Kakteen stammen aus der Neuen Welt – vom amerikanischen Kontinent – und gelangten erst nach der Kolonialisierung nach Europa. Opuntia ficus-indica ist heute vor allem im Mittelmeerraum verbreitet, besonders auf Inseln wie Mallorca. Hier hat sie manche Dürre überstanden, in der selbst das Gras nicht mehr wuchs.

Einsatz im Garten

Wir setzen Opuntia ficus-indica gerne in modernen mediterranen Gärten ein – als skulpturales Element mit architektonischer Wirkung. Und weil sie zum Standort passt: trocken, nährstoffarm, sonnig – so mag sie es. Sie dankt es mit ihrer ausdrucksstarken Form, ihrer Robustheit und den essbaren Sprossen und Früchten, die in Zeiten der Not sogar Leben retten konnten.

Überlebenshelfer

Auf Mallorca wurden die „Biberschwänze" früher zur Schweinemast verwendet. Und es heißt, dass auch Kühe in trockenen Sommern überlebten, weil sie die wasserhaltigen Sprosse fraßen, als es sonst nichts mehr zu futtern gab.

In Mexiko hat die Opuntia ficus-indica übrigens große symbolische Bedeutung. Sie ist so tief im Alltag und in der Kultur verankert, dass sie Teil der Nationalflagge ist: Ein Adler sitzt dort auf einem Nopal, eine Schlange im Schnabel. Die Szene geht auf eine aztekische Gründungslegende zurück – und steht bis heute für Herkunft, Widerstandskraft und Anpassung.

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