Direkt hinter meinem Haus beginnt eine Welt, die mich jeden Tag aufs Neue fesselt. Die Hamburger Rissener-Sülldorfer Feldmark – eine Kulturlandschaft, wie man sie in dieser Form nur noch selten findet. Hier fahre ich mit dem Fahrrad, wandere mit den Hunden stundenlang durch Felder, Wiesen und Wälder. Ich atme auf, wenn ich hier bin.
Zwischen Knicks aus Weißdorn und Schlehen und uralten Eichen-Solitären leuchtet im Frühling das frische Grün, und im Winter bieten sie Vögeln Nahrung. Dompfaffen, die den Winter meist hier verbringen. Im Sommer: Rotmilane, Störche, Kraniche, Neuntöter, Kuckucke – sogar Eisvögel lassen sich blicken und haben hier ihren Habitat. Diese Knicks sind mehr als nur Feldbegrenzungen – sie sind Lebensadern.
Hier weiden Kühe und Pferde. Pferde sind für die Natur nicht immer ideal, wenn alles eingepaddockt wird. Kühe als Paarhufer beleben in den Weiden den Boden. Aus dem, was sie hinterlassen, wächst neues Leben – ein reich gedeckter Tisch für Störche und Kraniche.
Und dann die Moore. Das Schnaakenmoor und das Butterbargsmoor sind wertvolle Naturschutzgebiete inmitten des rund 580 Hektar großen Klövensteens. Zusammen mit der Feldmark und weiteren Flächen ergibt das ein Landschaftsgebiet von etwa 1.500 Hektar. Früher zogen hier Moorschnucken durch, hielten die Heide offen und verhinderten, dass die Moore zuwuchsen. Moore speichern riesige Mengen CO? und sind ein Hotspot der Biodiversität – wahre Klimaschützer, still und unscheinbar.
Feldwege, Reitwege, Fahrradwege – dieses Gebiet ist ein Naherholungsraum von unschätzbarem Wert. Wer hier unterwegs ist, weiß, wie sehr solche Landschaften fehlen, wenn sie einmal verschwunden sind. Es ist kein „wilder“ Naturraum, sondern eine Kulturlandschaft – von Menschen geprägt und gepflegt, aber in einem interessanten Gleichgewicht.
Und nun soll hier ein Windpark entstehen. Windkraft ist eine unumkehrbare Technologie – aber nicht an diesem Ort. Nicht in einem der wenigen, noch intakten Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete, die hier Hamburg prägen. Die geplanten Anlagen würden nicht nur die Optik zerstören, sondern das gesamte ökologische Gefüge aus dem Gleichgewicht bringen – Lebensräume, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben, würden zerschnitten.
Ja, wir brauchen erneuerbare Energie. Aber wir brauchen auch Landschaften wie diese. Windräder gehören an die Autobahn, in den Hafen – dorthin, wo sie keinen Lebensraum zerstören, der schon so selten geworden ist.
Diese Kulturlandschaft ist mehr als nur eine schöne Kulisse. Sie ist ein lebendiger Organismus, ein Netz aus Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren, Nutztieren und Boden und Klima – und genau deshalb müssen wir sie schützen.
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