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Magnolia HH

Magnolia grandiflora in Hamburg

01.08.2025
magni hh

Ein Update aus dem eigenen Garten – und ein paar faszinierende Fakten

Sie ist kein schneller Star, kein Frühlingsfeuerwerk, kein "Hallo-hier-bin-ich"-Baum. Die Magnolia grandiflora braucht Zeit – aber sie belohnt Geduld mit einer Präsenz, die man so schnell nicht vergisst.

In meinem Garten in Hamburg steht sie seit vielen Jahren, eine Sorte namens M. grandifolia  'Victoria' – robust, zuverlässig, beeindruckend. Über die Jahre ist sie langsam, aber stetig gewachsen und heute zu einem ruhigen Mittelpunkt des Gartens geworden. Immergrün, raumgreifend, würdevoll. Ein botanischer Luxus, der jeden Tag da ist und seine Umgebung prägt.

Der Standort entscheidet.

Eine geschützte Südlage mit durchlässigem Boden und viel Sommerwärme ist entscheidend, damit sie gut ausreifen und den milden Hamburger Winter ohne Blessuren überstehen kann. Dank Klimawandel? Vielleicht. Aber ich glaube eher: dank kluger Sortenwahl und der richtigen Erfahrung im Umgang mit diesen besonderen Bäumen. Hamburg hatte schon immer Weinbauklima.

So majestätisch wie ihre Verwandten am Comer See (bis zu 30 Meter) wird sie hier nicht, aber 15 bis 18 Meter sind auch in Deutschland durchaus möglich, wenn Standort und Sorte harmonieren. Interessant ist ihr Wachstumsverhalten: Sie wächst in Phasen. Jahre des scheinbaren Stillstands wechseln sich mit überraschenden Wachstumsschüben ab – ein faszinierendes Spiel mit Licht, Wärme, Niederschlag und wahrscheinlich auch mit der individuellen Verfassung des Baums.

Nicht allein – sondern zu zweit.

Eine Besonderheit, die sich seit Jahren zeigt: Die Fruchtbildung bleibt aus. Zwar erscheinen im Spätsommer die typischen Zapfen, aber es entwickeln sich daraus selten die ersehnten reifen, roten Samen. Der Grund liegt in der Biologie dieser besonderen Pflanze: Magnolia grandiflora ist zwar zwittrig, braucht aber zur erfolgreichen Fruchtbildung genetische Fremdbestäubung.

Deshalb kommt im September ein zweites Exemplar in den Garten – eine andere Sorte, ein anderer Genpool. Die Hoffnung: mehr Bestäubung, mehr Frucht, mehr von diesem umwerfenden Duft im Herbst. Denn wenn sich die Samen tatsächlich entwickeln, verströmen sie im Haus einen beinahe exotischen, würzig-süßen Geruch. Fast wie ein kostbares Parfum, nur echter und intensiver.

Eine Pflanze aus der Zeit der Dinosaurier.

Was mich an der Magnolia besonders fasziniert, ist ihre uralte Geschichte. Sie gehört zu den ältesten Blütenpflanzen der Welt – ihre charakteristische Blütenform stammt aus einer Zeit, als es noch keine Bienen gab. Die Bestäuber waren Käfer, und genau die krabbeln auch heute noch bevorzugt durch ihre dicken, wachsig duftenden Blütenblätter.

Diese jahrmillionenalte Bestäubungsstrategie macht sie robust und verleiht ihr eine eigenständige Ausstrahlung. Eine Pflanze mit geologischem Gedächtnis, die genau weiß, wie man Jahrmillionen überlebt.

Hamburg ist nicht der Comer See.

Aber immerhin: Wer den richtigen Standort wählt und die passende Sorte pflanzt, kann auch hier im Norden mit erstaunlichen Ergebnissen rechnen. Während deutsche Gärten traditionell voller asiatischer Magnolien stehen – M. soulangeana, M. stellata, M. kobus – die ein spektakuläres, aber kurzes Feuerwerk im April abliefern und dann bis zum nächsten Frühjahr praktisch verschwinden, macht die M. grandiflora das nicht mit.

Sie bleibt. Blätter, Blüte, Form – alles bleibt präsent. Während andere Bäume sich zurückziehen, steht sie da. Beständig wie ein alter Freund.

Warum ich sie gerne pflanze

Weil sie bleibt, wenn alles andere geht. Weil sie im Januar noch ihre ledrigen, gummibaum-ähnlichen Blätter trägt, während rundherum alles kahl und grau ist. Weil ihre Blüten im Juni auftauchen, wenn alle anderen Magnolien längst vergessen sind. Weil ihre Rinde glänzt, ihr Holz dicht ist, ihr Duft unverwechselbar.

Ein Baum wie ein warmer mediterraner Sommerabend – mitten in Norddeutschland.

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